Die Switch 2 wurde endlich offiziell vorgestellt und wir haben die ganzen heiß erwarteten Infos über die monatelang spekuliert wurde transparent auf dem Tisch.
Was kostet die Welt?
Viel diskutiert wird aktuell vor allem die Preisgestaltung. Im Vergleich zu einer PS5 ist der Preis nicht wesentlich niedriger, wobei die Leistung eher auf PS4 Niveau zu liegen scheint.
Bei der Konsole selbst ist das noch einigermaßen zu verschmerzen, da handelt es sich ja um eine einmalige Anschaffung. Bei den Spielepreisen für First Party Titel langt Nintendo dagegen richtig zu. Der Preis für Mario Kart World in der physischen Version sprengt bei mir jedenfalls jegliche Schmerzgrenze, zu diesem Preis würde ich das Spiel nie erwerben und vielen geht es wohl genauso. Ein Trostpflaster ist der etwas niedrigere Preis im Bundle als Vorbestellung, was wiederum relativiert wird, weil schon die ersten Rabatte auf das Standardbundle ohne Spiel bei dem einen oder anderen Händler aufgetaucht ist.
Nach eigenen Angaben setzt Nintendo bei den neuen Preisen die angenommene Spielzeit ins Verhältnis zum Preis. Das deutet zumindest daraufhin, dass Mario Kart uns für eine ganze Weile beschäftigen wird. Andere First Party Titel sind dementsprechend auch etwas günstiger, Schnäppchen sind aber erstmal trotzdem nicht zu erwarten, zumal Nintendo immer sehr preisstabil war.
Ein Hoffnungsschimmer: ausgenommen sind Third Party Spiele von externen Studios, da macht Nintendo keine Vorgaben. Zu befürchten ist trotzdem, dass auch andere Studios sich an der Preisgestaltung Nintendos orientieren, aber das eine oder andere AA Game dürfte auch zu moderaten Preisen erscheinen.
Generell sind aufgrund der gestiegenen Komplexität und Kosten in der Spieleentwicklung schon länger höhere Preise im Gespräch und historisch betrachtet haben Spiele in der Anfangsphase des Mediums auch schonmal in ähnlichen Sphären geschwebt. Dass jetzt allerdings Nintendo noch vor GTA 6, bei dem schon eine deutliche Steigerung in Aussicht gestellt worden ist, so drastisch die Preise anzieht, hat jedenfalls überrascht. Das hat eine ansonsten nahezu makellose Vorstellung der Konsole überschattet, die der soliden Technik und vielen guten Ansätzen zum Trotz, daher durchaus ambivalent war.
Bei Technikfragen Tech Nick fragen
Technisch gesehen ist die Switch 2 eine sinnvolle Evolution der ersten Switch. Sie ist deutlich leistungsfähiger (10-mal so schnell laut Nvidia, die für die GPU verantwortlich zeichnen) und erlaubt damit deutlich hübschere Grafik. Auch erwachseneren Spielen, die mehr auf Realismus als auf knuffige Optik setzen, ebnet das den Weg. Ob ein Cyberpunk damit vernünftig läuft, wird sich dann noch zeigen müssen, aber mit DLSS und VRR könnte das schon klargehen.
Ansonsten dürfte einer der größten Unterschiede im wahrsten Sinne des Wortes die Größe des Bildschirms sein. Der ist deutlich gewachsen, was einem immersiven Spielerlebnis (und den Augen, die nicht mehr auf einen Winzbildschirm fokussieren müssen) zugutekommt. Statt eines OLED-Displays wurde vermutlich aus Kostengründen wieder ein LCD verbaut. Dank aktueller Technik und Features wie HDR und VRR ist der Gesamteindruck trotzdem eine ganze Liga über der Switch 1. Unabhängig von den restlichen Spezifikationen ist die neue Größe für mich schon ein deutlicher Anreiz für die neue Konsole, der Vorgänger war einfach immer einen Ticken zu klein. Im gleichen Maße sind die Joy-Cons gewachsen und fühlen sich jetzt deutlich ergonomischer an.
Gewachsen ist mit der ganzen neuen Technik auch der Stromverbrauch. Der Akku scheint dabei nur im Verhältnis mitgewachsen zu sein, die Laufzeit ist damit auf einem ähnlichen Niveau wie beim Vorgänger. Schade, denn etwas mehr Gewicht hätte ich für eine längere Spielzeit durchaus in Kauf genommen. So ist im Worst Case bei grafisch anspruchsvollen Titeln voraussichtlich nach etwas über 2 Stunden Schluss. Gut nur, dass ein zusätzlicher USB-Port auf der Oberseite das Aufladen im Handheld-Modus deutlich komfortabler gestaltet.
Die sonstigen Neuerungen verbuche ich persönlich aktuell noch unter Schnickschnack.
Mausfunktion? Wenn ich Shooter am Schreibtisch spielen will, nehme ich lieber den PC. Für längere Sessions ist es wegen der im Vergleich zu einer normalen Maus doch recht kleinen Joy-Cons ohnehin kein besonders bequemes Erlebnis. Cooler wäre es doch da, wenn ich meine eigene Bluetooth Maus für entsprechende Spiele verwenden könnte, dann macht das Ganze eine ganze Ecke mehr Sinn.
Facecam und Mikro + eigens dafür ergänzter Chatknopf für Partyspiele? Entweder erledige ich das im Couch-Coop, dann braucht es keine Kamera, oder Online, dann opfere ich aber nicht ein Drittel des Spielbildschirms für die Anzeige meiner Mitspieler. Bewegungssteuerung fand ich zudem nach den ersten paar Minuten schon immer nervig und meine Konsole anschreien für fragwürdige Soundsteuerung werde ich definitiv nicht. Diesen Aspekt der Konsole finde ich daher eher so meh. Historisch ist zudem, dass der ganze “Spaß” nur funktioniert, wenn man ein aktives Nintendo Online Abo hat. Ansonsten zeigt der neue C-Knopf nämlich was? Genau, Werbung für das Abo. Hardware hinter der Paywall. Just wow.
Zusätzliche Programmierbare Triggertasten auf der Rückseite der Joy-Cons und Pro Controller? Es gibt so schon genug Knöpfe, die ich bedienen muss und zusätzlich manuelle Steuerungsanpassungen für jedes Spiel vornehmen werde ich mangels Pro Gaming Karriere wohl auch nicht.
Immerhin erübrigt sich so die Anschaffung eines neuen Pro Controllers. Da der Neue überwiegend optionale bis unnütze Features mitbringt und der Alte weiterhin kompatibel ist, spart man sich immerhin an dieser Stelle etwas Geld. Wer noch keinen Pro Controller der Switch 1 Besitz sollte aber trotzdem zuschlagen, denn angenehmer als mit den Joy-Cons ist dieser bei längeren Spielesessions auf dem Sofa allemal.
Das Lineup - Native Switch 2 Games
Besonders spannend sind Titel die speziell für die neue Konsole entwickelt wurden und vielleicht sogar exklusiv auf der Switch 2 verfügbar sind. In dieser Kategorie einen System Seller zu haben ist für einen Konsolenstart ein echter Boost, denn dadurch verkauft sich die Konsole besser, denn dieser fungiert als primärer Kaufanreiz, sodass die Kunden über den einen oder anderen Makel hinwegsehen. Schauen wir uns mal an was Nintendo da in Petto hat.
Mario Kart World
Als großes Aushängeschild hat Nintendo Mario Kart World positioniert. Klar, Mario Kart ist ein solider Start, von anderen Mario Titeln war aber noch nicht viel zu sehen. Vom Spielgefühl dürfte es sich ziemlich an vorherigen Teilen orientieren. Ja, das macht Spaß, aber das macht Mario Kart 8 Deluxe auch und da gibt es bereits eine riesige Auswahl an Strecken und Fahrern. Ob es die Open World für ein Mario Kart braucht, sei mal dahingestellt. Vergleichbare Konzepte haben mich in der Vergangenheit ziemlich kalt gelassen und gerade bei einem Mario Kart ist eine Open World etwas, das ich am wenigsten vermissen würde. Zu sehr geht es hier um Einzelrennen und Cups für eine kurze Runde zwischendurch oder nach Feierabend. Open World schreit aber “lass es langsam angehen, schau dich um, nimm dir Zeit für Erkundung”. Nicht unbedingt etwas, das ich bei Mario Kart suche. Mal sehen, vielleicht möchte ich die neue Freiheit nach dem ersten Ausprobieren ja gar nicht mehr missen, aber einstweilen bleibe ich skeptisch. Ansonsten verstecken sich die Verbesserungen im Detail. Ein paar neue Items, neue Charaktere und Grinden auf Schienen (Tony Hawk will sein Gameplay zurück). Alles in allem sicher ein solides und spaßiges Spiel und wenig überraschend einer der interessantesten Launch Titel. Ein zwingender Kaufgrund ist das Spiel aber nicht, gerade wenn man auf den überzogenen Preis schaut.
Donkey Kong Bananza
Donkey Kong schaut ganz cool aus, auch wenn die Kameraführung dank der größtenteils zerstörbaren Umgebung etwas chaotisch ausfällt. In Summe freue ich mich aber auf das Game.
Metroid Prime 4: Beyond
Metroid profitiert deutlich am meisten von der Maussteuerung und schaut schick aus, das könnte ganz nett werden. Again: Shooter auf Konsolen: Kann man machen, muss man aber nicht. (Außer ich darf meine eigene Maus verwenden ;) )
Hyrule Warriors: Chronik der Versiegelung
Mehr von Zelda? Yay. Ein weiteres Warriors Spiel? Nay. Hätte es wegen der Story gerne erlebt, aber das ist mir dann doch zu stumpf. Ein richtiges Zelda bitte, danke.
Nintendo Switch Welcome Tour
Eine Tech Demo im Stile von Astro’s Playroom um die Technik der Konsole kennen zu lernen. Für 10 Euro zu erwerben und nicht kostenlos vorinstalliert. Frech. Das Teil wird hoffentlich hart boykottiert. Sony hat gezeigt, wie es richtig geht. Buh Nintendo.
Drag X Drive
Rocket League I’m Rollstuhl und mit Maussteuerung? Irgendwie musste man das Feature ja zum Start nutzen, aber das scheint mir eher eine Notlösung zu sein.
The Duskbloods
Das kam überraschend. Mit einem Souls Spiel hätte ich eher auf der Playstation gerechnet. Aber dann die große Ernüchterung: PvPvE und rundenweißes Last Player Standing. Hach ja, es hätte so gut werden können, wenn sie einfach Bloodborne 2 gemacht hätten. Aber so? I’ll pass.
Das Lineup - Nintendo Switch 2 Edition Spiele
Für diverse bereits erschienene Titel gibt es Upgrades mit neuen Funktionen, Grafik und Inhalten. Die Änderungen für Zelda und Mario Party haben mich jetzt nicht so wirklich weggeblasen. Bei der PS5 gab es diese Art von Upgrades zudem gerade am Anfang oft kostenlos. Der Preispunkt ist noch unklar, aber bei der aktuellen Preisgestaltung befürchte ich das Schlimmste. Mehr als einen Zehner für ein Spiel, das ich schon zum Vollpreis erstanden habe, werde ich aber nicht löhnen. Die alte Grafik tut es für mich dann auch. Gut: für Nintendo Online Abonnenten gibt es immerhin ein paar “Kostenlose” Upgrades, beispielsweise für die beiden aktuellen Zeldas. Das werde ich dann auf jeden Fall mal ausprobieren (auch wenn die Community Features nicht mein Ding sind).
Das Lineup - Nintendo Switch 1 Spiele
In Sachen Rückwärtskompatibilität hat sich Nintendo früh positioniert und in Konkurrenz zu einer PS5, die quasi alles von PS4 nahtlos abspielt, ist das wohl auch bitter nötig, zumal es den Schmerz bei den Early Adoptern deutlich mildert, wenn sie auf die neue Konsolengeneration wechseln. Auch ich habe mich das eine oder andere Mal bei den letzten eShop Sales ertappt, wie ich dachte “mal mitgenommen, kann ich dann ja auf der neuen Switch immer noch spielen”.
Volle Kompatibilität gibt es leider ja wohl nicht, dazu ist die Hardware laut Nintendo zu verschieden. Immerhin gibt es gute Listen von Nintendo, welche Spiele funktionieren und wo es noch Probleme gibt, wobei an den Problemtiteln noch gearbeitet wird, um sie gangbar zu bekommen. Unterhaltsam: Fortnite steht auf der Problemliste. Das sollen sie sich mal zum Launch trauen. Shitstorm incoming ^^.
Summa Summarum: die Kompatibilität ist ein System Seller für mich. Meine bestehende Bibliothek mit neuer Hardware genießen und dann auch noch mehr Platz auf dem Bildschirm? Shut up an take my money.
Das Lineup - Conclusio
Nicht viele First Party Titel zum Launch. Ein paar spannende Projekte in der Pipeline, aber nichts das ich unbedingt bräuchte. Mario Kart, Donkey Kong (und später kommt bestimmt mal ein Zelda, dann brauche ich das Teil eh) reichen mir aber zusammen mit der Rückwärtskompatibilität vorerst. Ohne wäre es knapp geworden.
Die Upgrades sind mir voraussichtlich zu teuer, da müssen die Verbesserungen schon massiv sein, damit ich für ein oder zwei neue Level tatsächlich >10€ berappe.
Third Party dürfte einstweilen der Treiber sein. Final Fantasy unterwegs in der Bahn und nicht im Pixellook? Works for me. Hoffen wir nur, dass Nintendo den eShop diesmal besser hinbekommt und besser kuratiert. Der ganze Schmuddelkram im Switch 1 eShop hat es bisher schwierig gemacht die Perlen zu finden, was auswärtige Recherche nötig machte.
Fürs nächste Mal Nintendo: bringt ein neues Zelda oder Mario Jump ‘n’ Run zum Marktstart eurer Konsole. Das führt zu weniger Diskussionen.
Spiele verleihen & gemeinsam spielen
Man kann digitale Spiele ab Ende April online verleihen und das schon auf der Switch 1. Wow. Das könnte richtig gut werden. Meine Familie wird sich freuen und der lästige Postversand der Cartridges entfällt. Für Singleplayer Spiele echt ein großartiges und flexibles Konzept.
Auch soll es möglich sein bestimmte Spiele nur einmal zu besitzen und dann sowohl lokal mit mehreren Konsolen oder Online mit entfernten Freunden gemeinsam zu spielen, ohne mehrere Kopien zu kaufen. Split Fiction hat vorgemacht, wie das in Perfektion aussehen kann, aber so weit wird Nintendo wohl nicht gehen. Mario Kart müssen wir dann trotzdem vermutlich alle getrennt kaufen. Meh. Trotzdem: Coole Sache.
Shop it like Beckham?
Also ziehen wir Bilanz: Die Technik passt mit kleineren Abstrichen, da kommt aber bestimmt noch ein Upgrade nach einer Weile. Die angekündigten Spiele sind an sich eher so “nett”, die Rückwärtskompatibilität zieht den Karren aber aus dem Dreck. Der Preis ist grenzwertig und für Mario Kart geradezu unverschämt. Wenn man es sich schönredet und das Bundle mit Spiel zum Start kauft, ist das noch gerade so vertretbar. Braucht man eine Switch 2 Konsole zum Release? Nein. Wird man Freude damit haben, wenn der schmerzende Geldbeutel in Vergessenheit geraten ist? Mit Sicherheit. Und für Alle, die unterwegs zocken möchten, ist die Switch 2 nach wie vor eine super Sache und fast konkurrenzlos. Ein Steam Deck bespielt andere Bedürfnisse und Zielgruppen und die PS Portal ist ohne Konsole nur so mittelprächtig mobil.
Wenn du wie ich Spaß mit der ersten Switch hattest, vor allem deine umfangreiche Bestandsbibliothek auf einem größeren Display genießen willst und dich der Preis nicht völlig abschreckt: Gönn dir. Alle anderen kaufen sich die jetzt günstig erhältliche Switch 1 OLED und warten auf ein echtes System Seller Exklusivspiel wie Zelda und eine Switch 2 Pro / OLED bevor sie zuschlagen.